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LiaJolée
Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 26.01.2011 Beiträge: 50
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Verfasst am: 30.12.2011, 00:52
Titel: Doch ADHS |
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Im letzten halben Jahr hat sich so einiges getan bei uns. Jetzt schreib ich es euch mal.
Vor fast 1 1/2 Jahren hatten wir uns auf die Socken gemacht, um ADHS bei unserem Sohn (12) abklären zu lassen. Der IQ-Test war mit Werteunterschieden von 50 Punkten nicht wirklich auszuwerten, Gesamt-IQ war Durchschnitt. Konzentrationstest war schlecht wegen Langsamkeit. Da Schwierigkeiten fast ausschließlich in der Schule auftraten und Sohn sonst recht "unauffällig" war, sei es kein ADHS. Ergotherapie wegen leichter Konzentrationsstörung.
Auf Anraten des Ergotherapeuten sollten wir uns doch noch mal mit dem Thema ADHS befassen. Er hatte zu Anfang des Jahres einen ausführlichen Aufmerksamkeitstest gemacht (TEA-Ch), in denen unser Junior in 2 Bereichen miserabel abschnitt. Das wäre nicht nur eine leichte Konzentrationsstörung. Ansonsten war er aber auch in der Ergopraxis völlig unauffällig. Der Therapeut sagte, dass er durchaus schon Kinder hatte, die in ruhiger oder 1 zu 1 Situation keinerlei Probleme hatten oder auch in Gruppen motiviert arbeiten konnten, solange das Thema sie interessierte oder alles drumherum eben passte. Und in bestimmten Situationen klappt der Schalter im Gehirn um und nichts geht mehr.
Wir haben dann nach einem halben Jahr Ergo noch mal mit dem Kinderpsychiater gesprochen. In der Schule gab es keine wesentliche Verbesserung, eher war es noch schwieriger, er flog ständig aus der Klasse, störte extrem. Er hat dann erneut einen anderen Test gemacht (so eine Art Fragebogen), der Impulsivität, Risikoverhalten und Empathie misst. Risikoverhalten war seeehr gering, Empathie etwas überdurchschnittlich und Impulsivität durchbrach die Schallmauer...
Eine psychologische Mitarbeiterin hat dann nach den Sommerferien einen Hospitationstermin mit der KL vereinbart und war 3 Stunden in der Klasse unseres Sohnes. Das war das erste Mal, dass ich gedacht habe: Bitte, bitte, Sohn, reiß dich nicht zusammen... Es war nicht einer seiner schlechtesten Tage, aber es reichte wohl, um das Problem für die Psychologin sichtbar zu machen. Da sie ihn ja schon aus der Praxis als netten und ruhigen jungen Mann kannte, war sie doch verblüfft.
Nach nochmaliger Begutachtung und Auswertung aller gesammelten Befunde hat Sohn nun doch den Bapper ADHS. Nach weiteren 6 Wochen (mit begonnener Verhaltenstherapie) haben wir uns in den Herbstferien entschieden, es doch mit MPH zu versuchen. Es wirkt. Wir haben zwar keinen Musterschüler, aber der Unterschied ist enorm, finde ich. Endlich keine (na ja, fast...) "bösen" Einträge oder Anrufe der Lehrer mehr, kein heulendes, verzweifelndes Kind, keine Bauchschmerzen vorm Einschlafen,...und Mama und Papa entspannen sich auch langsam etwas.
Mich beschäftigt jetzt die Frage: Macht es Sinn, in absehbarer Zeit den IQ-Test mit Medikament zu wiederholen? Der Psychiater sprach damals ja von einer möglichen höheren Begabung und eigentlich würde ich das doch gerne wissen. Wirkt sich denn das MPH überhaupt beim Test aus? Kann ja keiner wissen, aber vielleicht schon mal jemand diese Situation erlebt? _________________ Grüße
Lia
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Lia mit Sohn (*06/99) |
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ripley
Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 15.05.2010 Beiträge: 912 Wohnort: RLP
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Verfasst am: 30.12.2011, 10:57
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Grundsätzlich kann der IQ-Testwert bei AD(H)Slern unter MPH gering bis deutlich höher ausfallen als bei unbehandelten. Schlichtweg, weil die Aufmerksamkeits- und Verarbeitungsdefizite, die durch das AD(H)S bedingt sind, kompensiert werden.
So weit, so gut.
"Es wissen wollen" ist verständlich. Auch das.
Die Frage ist aber doch, was ein aktualisierter und "um AD(H)S bereinigter" IQ-Testwert am ALLTAG ändern würde.
Nimm mal an, es käme tatsächlich eine wie auch immer im Profil gestaltete Hochbegabung heraus. Würde es etwas ändern an den schulischen Aufgaben und Anforderungen? Würde es etwas ändern an der Schwierigkeit, sich in komplexen sozialen Interaktionen zurechtzufinden? An den Lehrer-Reaktionen auf den doch hier und da vielleicht noch auftretenden "Problemverhaltensweisen" des Sohnes?
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus ändert die "amtliche" Bescheinigung einer HB rein gar nichts an all diesen Dingen. Gute Lehrer erkennen auch so, wo Kind XY einfach mal zusätzliches Futter braucht. Weniger gute hast Du genau in dem Augenblick noch mehr gegen Dich und Dein Kind, wenn Du damit ankommst.
Und zuhause weißt Du doch eh, was der Lütte braucht oder nicht braucht, wie er drauf ist und wo Du ggf. einfach mal die Bremse anziehen musst.
Also wenn Du mich fragst: Mach es meinetwegen, aber erwarte Dir über den rein heuristischen Wert keinen weiteren Vorteil von einer weiteren Testung. _________________ LG
Ellen
Zuletzt bearbeitet von ripley am 30.12.2011, 13:49, insgesamt einmal bearbeitet |
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jutta Sponsor
Geschlecht:  Anmeldungsdatum: 15.05.2005 Beiträge: 4602 Wohnort: NRW
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Verfasst am: 30.12.2011, 13:10
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Wie ripley schreibt, können die Werte hier und da etwas höher ausfallen. Ebenfalls interessant ist auch, was dadurch verändert werden kann/soll? Würde in der Schule der negative Touch, den dein Sohn sicher noch mit sich herum trägt, dadurch schneller verbessert? Haben die Lehrer denn auch so schon herausgefunden, dass er eigentlich ordentlich was zustande bringt?
Würdest du deinen Sohn anders behandeln oder ist es für sein Selbstwertgefühl wichtig? Mein Sohn ist über seine Diagnosen aufgeklärt worden, gemeinsam haben wir die Stärken und Schwächen heraus gefiltert, Bücher gelesen. Das finde ich genauso wichtig, Damit dein Sohn nicht nur weiß, dass er ein "Problem" hat, sondern auch die Wirkung auf seine Persönlichkeit damit versteht.
Wie steht er denn dazu?
Wenn der Test erst 1 Jahr her ist, würde ich generell einen anderen eingesetzt haben wollen oder noch warten. Die Erinnerungswerte sind nämlich auch eine Beeinflussung der Ergebnisse.
LG Jutta _________________ Lehre tut viel, aber Aufmunterung tut alles (Goethe)
Jutta
Einstein (3/93) und Napoleon (3/99) |
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